Brief an meine Freundin aus dem Schilf, 1993 |
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Ausstellungen (eine Auswahl von
Einzel- und Gruppenausstellungen)
2012 |
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Landratsamt Konstanz |
2011 |
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Rotes Haus, Meersburg |
2009 |
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Zehntscheuer, Münsingen |
2008 |
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Maschenmuseum Albstadt, Regierungspräsidium
Karlsruhe |
2007 |
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Rathaus Stuttgart, Bad-Haus Rottweil,
Göllsdorf |
2005 |
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Klosterkirche, Pfullingen |
2004 |
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Ugge Bärtle, Tübingen |
2003 |
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Galerie Kloster Horb |
2001 |
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Backhaus Bad Niederau |
1998 |
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Bildungshaus Deutschfeistritz, Österreich |
1995 |
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Schloss Poltringen |
1994 |
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Internationale Biennale für
Textilbiennale Szombathly, Ungarn |
1993 |
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Max-Planck-Haus Tübingen |
1992 |
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Palazzo Comunale, Sovana, Italien |
1989 |
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Graf Zeppelinhaus, Friedrichshafen |
1988 |
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Museum Villingen |
1987 |
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Internationale Textilbiennale Eghien,
Belgien |
1986 |
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Museum für angewandte Kunst
Moskau und St. Petersburg |
1985 |
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Internationale Biennale für
Textilkunst in Szombathly, Ungarn |
1984 |
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Galerie Signet, Tübingen |
1983 |
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Galerie Stadt Herrenberg |
1982 |
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Gesamtschule Tübingen |
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Brigitte Fuchs
Zum Kretzer 2, Casa Reha
88662 Nussdorf
Kontakt per Post oder über den VBKW
(siehe vbkw.de:
Impressum)
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1935 |
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In Sömmerda/Thüringen
geboren. Mitte der 50er Jahre Flucht der Familie
nach Westdeutschland |
1956 |
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Ausbildung in Göttingen: Studium
der Kunstgeschichte. Gleichzeitig Ausbildung als
Landwirtschaftlich Technische Assistentin mit Staatsexamen |
1959 |
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T.A., Max-Planck-Institut für
Biologie in Heidelberg-Schniesheim und Tübingen |
1974 |
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Neben den Aufgaben als alleinerziehende
Mutter mit 4 Kindern, Volontariat für Gemälde-
und Skulpturenrestaurierung |
1979 |
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Autodidaktische Ausbildung zur Textilrestauriererin
(Gesellenprüfung für Handweberei) |
1982 |
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Freischaffende Künstlerin, Gastdozentin
für Heilpädagogisches Weben bei der Diakonischen
Akademie Stuttgart |
1985 |
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Aufnahme in den VBKW Verband Bildender
Künstler und Künstlerinnen Württemberg |
1986 |
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Mitglied des Verbandes der Kunsthandwerker |
seit 2009 |
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lebt und arbeitet in Nussdorf-Überlingen |
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2018 |
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gestorben |
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LANDESAUSSTELLUNGEN DES BADEN-WÜRTTEMBERGISCHEN
KUNSTHANDWERKS:
Ulm, Karlsruhe, Stuttgart, Villingen-Schwenningen,
Schwäbisch Gmünd, Friedrichshafen, Esslingen,
Reutlingen
ÖFFENTLICHE ANKÄUFE:
Bildungszentrum Leonberg, Oberfinanzdirektion Böblingen,
Amtsgericht Reutlingen, Museum Szombathly Ungarn, Regierungspräsidium
Tübingen, Maschenmuseum Albstadt.
Grabtuch I, 1998, Detail |
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Über meine Arbeit im Allgemeinen
Ab meinem 49. Lebensjahr befinde ich mich auf dem Wege über
die Restaurierung von Gemälden und Holzskulpturen zur
Bildweberei.
Wenn ich auf meinem Wege der Bildweberei, über textile
Skulptur, minimal Gewebtem auf fremdem Grund, thermoplastischer
Verformung, alten Säcken immer mehr Handgearbeitetes
reduzierte, bleibt die Verliebtheit in das Spiel, das mit
mein Inneres über die Fingerspitzen in Gestalt bringt.
Ich arbeite mit zerbrochenen Geweben.
Warum mich auf dem Feldweg zum Atelier ein Textilerdklumpen
immer wieder ansprach, bis ich ihn eines Tages
mitnahm und restaurierte, weiß ich nicht. Es war wohl
die Allgegenwärtigkeit des Bewusstseins, die mir die
Phantasie schenkte für einen zerfetzten Drecklappen.
Zerstörtes, Kaputtes steht für mich für Verletzung.
Abfall der nicht mehr zum Ganzen gehört. Das Herausgefallensein
aus dem Paradies in einer Kultur des Überflusses. Auch
der archäologische Aspekt beschäftigt mich dabei.
Wir verletzen ständig und doch hält das
Gewebe.
Ich versuche diese verletzten Gewebe in ein neues Gewand
zu kleiden, ohne das alte zu verleugnen. Ich nehme
alte Fäden auf, von früher, sie werden eingenäht
in Leinen, manchmal mit Seite umwickelt oder allein gelassen
wie Notenlinien und Zeilen eines Buches als Metapher für
Geschriebenes.
Das, was von überall in unserer täglichen Wirklichkeit
als Ursymbol in den Blick kommt, ohne dass wir es erkennen,
taucht in Gestaltform in meinen Arbeiten auf: die gerade Linie
als Senkrechte und Waagrecht, das Kreuz, das Quadrat, das
Dreieck, der Kreis.
Novalis wusste um den Zusammenhang zwischen dem Äußeren
und dem Inneren in der Erscheinung der Dinge:
Das Äußere ist das ins Geheimnis erhobene
Innere.
Ich denke für uns Menschen des 21. Jahrhunderts
und im Übergang zu einer vierdimensionalen, integralen
Kulturstufe (Jean Gebser) ist dies von entscheidender
Bedeutung.
Handarbeit, verstanden als vermenschlichtes, schöpferisches
Tun, kann Arbeitsergebnisse geben, die Ureigenstes, Einmaliges,
weil vom individuellen Menschen kommend, in ein Bild setzen.
Ich entwickelte in gewissem Sinne eine neuartige. ästhetische
Form der Archäologie.
Meine Kompositionen sind ein Geflecht von materialer, emotionaler,
literarischer, spiritueller Bezüge in Gestalt
gebracht.
Brigitte Fuchs
Auszug aus der Einführungsrede von Dr. Tobias Wall,
Stuttgart, zur Ausstellung im Rathaus Stuttgart, 6. November
2007
Ganz besonders feine und subtile Arbeiten präsentiert
uns Brigitte Fuchs. Die Künstlerin arbeitet mit textilen
Materialien und Stoffen. Man könnte sie damit in die
Tradition der modernen Textilkunst stellen, die ihren Anfang
in den Werkstätten des Bauhauses nahm und von Künstlerpersönlichkeiten
wie Rosmarie Trockel u.a. in die Gegenwart geführt wurde.
Brigitte Fuchs knüpft mit ihrer Arbeit jedoch nicht primär
an den kunstgeschichtlichen Gegebenheiten an, sondern verfolgt
einen ganz eigenständigen und wie ich finde
interessanten Weg. Brigitte Fuchs ist Restauratorin, die sich
u.a. auf die Restaurierung von wertvollen Textilien spezialisiert
hat. Ebenso interessant wie textile Preziosen waren für
die Künstlerin aber immer auch alltägliche Gebrauchstextilien,
Stoffe, die nach dem sie abgenutzt waren, weggeworfen wurden.
Eines Tages entschied sie, gerade solche gebrauchten, zum
Teil über 100 Jahre alten Alltagstextilien zu restaurieren.
Sie entwickelte in gewissem Sinne eine neuartige, ästhetische
Form der Archäologie.
Die Künstlerin fügt verschiedene ältere,
zum Teil sichtbar benutzte oder sogar verwitterte, Textilelemente
zusammen, verbindet sie kunstvoll durch farbige Seidenfäden
oder bestickt sie mit feinen Linienknäueln oder Netzen.
Handarbeit als eine besonders empfindsame und persönliche
Form des künstlerischen Tuns. Brigitte Fuchs will, wie
sie in einem Text zu ihrer Arbeit schreibt, diese verletzten
Gewebe in ein neues Gewand kleiden, ohne jedoch das alte zu
verleugnen. Ihre Kompositionen von ganz besonderer sinnlicher
Qualität und inhaltlicher Tiefe, die für mich nicht
zuletzt die Würde und auch die Schönheit des Alltäglichen,
d.h. gerade nicht nicht Künstlichem oder Künstlerischem
sichtbar machen.
Als alten achtlos weggeworfenen Fetzen wird textile Poesie.
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